Curcumin, Kurkuma und Salicylate

Curcumin wird seit einiger Zeit stark beworben, hat den Markt der Nahrungsergänzungsmittel quasi überschwemmt und wird bei den unterschiedlichsten Beschwerden empfohlen und eingesetzt. Zum Teil in hohen Dosierungen. Kürzlich hörte ich in einer Fortbildung sogar, Curcumin könne immer bedenkenlos eingesetzt werden, denn es seine keine Gegenanzeigen für Curcumin bekannt. Wirklich?

Natürliches Curcumin

Curcumin ist ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Gruppe der Polyphenole, der in verschiedenen Gelbwurzgewächsen wie zum Beispiel der Curcuma longa (Kurkuma) oder der Javanischen Gelbwurz natürlich vorkommt. Der Wurzelstock – das „Rhizom“ – dieser Pflanzen ähnelt stark dem Ingwer, ist aber intensiv gelb. In der südostasiatischen Küche, z.B. in Thailand, wird der Wurzelstock frisch gerieben als Gewürz oder gelber Farbstoff verwendet. Größtes Anbau- und Verbraucherland, mit 80% des Weltverbrauchs, ist Indien. Dort wird das Kurkuma-Rhizom traditionell getrocknet, fein gemahlen und als Kurkuma-Pulver zum Beispiel in Curry-Gerichten verwendet.

Strukturformel Curcumin (Quelle: Simon A. Eugster, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31748137)

Das so gewonnene Kurkuma-Pulver enthält etwa 2 bis 4% der Reinsubstanz Curcumin. Der Rest des Kurkuma-Pulvers besteht aus anderen Substanzen, darunter etwa 0,5-1% mit dem Curcumin chemisch eng verwandte sogenannte „Curcuminoide“, 5% ätherische Öle (vor allem Terpene), Zucker, Proteine und Harze. Außerdem enthält natürliches Kurkuma-Pulver etwa 76 mg Salicylsäure pro 100g. Damit ist der Salicylsäuregehalt von natürlichem Kurkuma-Pulver sehr hoch und es ist für Menschen mit Salicylat-Unverträglichkeit nicht geeignet.

Synthetisch hergestelltes Curcumin

Curcumin kann aus verschiedenen Ausgangsstoffen über unterschiedliche Synthesewege auch synthetisch hergestellt werden und liegt dann als Reinsubstanz ((E, E)-1,7-Bis(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-1,6-heptadien-3,5-dion) vor. Diese Reinsubstanz ist salicylatfrei.

Einsatz von Curcumin und Kurkuma

Unter verschiedenen Bezeichnungen wie „Curcumin“, „Curcuma“, „Kurkuma“ oder auch „Gelbwurz“ etc. werden verschiedene Stoffe für verschiedene Zwecke eingesetzt und unterliegen unterschiedlichen Reglementierungen. Dabei ist nicht immer geregelt oder klar, um welchen Stoff – Gesamtgemisch des geriebenen Rhizoms, Extrakt oder synthetisch hergestellte Reinsubstanz – es sich handelt, denn die Bezeichnungen werden häufig synonym verwendet.

Das geriebene und zum Teil getrockenete Rhizom verschiedener Kurkumapflanzen kann als Gesamtgemisch („Droge“) oder als Extrakt (mit einem mehr oder weniger hohen Gehalt an Curcumin sowie weiteren Inhaltsstoffen) als Lebensmittelzutat oder in Gewürzmischungen, zB. in Curry-Gerichten, enthalten sein. Hier kann der Salicylatgehalt sehr hoch sein.

Nach der Lebensmittelzusatzstoffverordnung ist ein Extrakt aus gemahlenem Rhizom von Curcuma longa als Zusatzstoff Kurkumin oder E100 zum Färben von Lebensmitteln zugelassen, sofern es zu mindestens 90% aus Curcuminoiden besteht. 1 Gramm Kurkumin muss also mindestens 900 mg Curcuminoide enthalten. 100 mg der Inhaltsstoffe sind unbezeichnet.

Wird Curcuma-Pulver oder daraus hergestellte Extrakte als färbendes Gewürz in der Zutatenliste geführt, gilt es nicht als Zusatzstoff (sondern als natürlicher Inhaltsstoff bzw. „Zutat“), trägt keine E-Nummer und die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe ist nicht geregelt. Auch in diesem Fall kann der Salicylatgehalt sehr hoch sein.

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) unterliegen dem Lebensmittelrecht. Ihre Zusammensetzung ist ebensowenig geregelt wie die Zusammensetzung von Lebensmitteln. NEM können deshalb Curcumin als Reinsubstanz, eine Mischung verschiedender Curcuminoide, ein Extrakt aus Kurkuma-Pulver oder auch die Gesamtmischung aus dem Kurkuma-Rhizom mit allen Inhaltsstoffen enthalten. Der Salicylatgehalt wäre bei der synthetisch hergestellten Reinsubstanz Curcumin ((E, E)-1,7-Bis(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-1,6-heptadien-3,5-dion) gleich Null. Ein Pulver aus dem gesamten Rhizom würde etwa 76 mg Salicylsäure auf 100g (bzw. 0,76 mg auf 1 g) enthalten und der Salicylsäuregehalt würde damit – auch im Grammbereich – als „sehr hoch“ eingestuft.

Deshalb:

Vorsicht mit Curcuma-Präparaten bei bestehender Salicylat-Intoleranz: Passt gut auf euch auf!

Zum Nach- und Weiterlesen:

Salicylsäure reduzieren: Farbstoffe vermeiden

Quellen:

Bildquelle: Kurkuma-Rhizom mit daraus hergestelltem Pulver: Simon A. Eugster, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31748137

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2 Kommentare

  1. Liebe Sylke, kennst du ein Produkt, das synthetisch hergestelltes Curcumin als Reinstoff enthält, also salicylatfrei/-arm wäre? Dankeschön!

  2. Hallo…eine Frage dazu ..gibt es salicylatarme Lebensmittel, die auch mastzellstabilisierend wirken? Quercetin etc fällt da ja raus…